Art of Hosting-Training. Was kann es? Wie entsteht es?

In München findet im Mai 2015 ein Art of Hosting-Training statt. Es ist eine lange Geschichte, wie es zu diesem Training kam und einen Teil davon möchte ich gerne mit Euch teilen. Mein Einstieg in Art of Hosting waren Trainings, an denen ich im Jahr 2013 in Österreich teilgenommen habe.

Nachdem ich so begeistert von Art of Hosting bin, habe ich mich gefragt, warum es so wenig davon in Deutschland gibt. Es gibt einzelne Hosts in Deutschland, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass es so etwas wie eine Community oder Bewegung gibt. Auch in München gab es einige, die AoH “gemacht” haben, aber irgendwie war davon (für mich) nichts zu sehen. Ich habe dann eine Gruppe in München initiiert, um gemeinsam etwas mit AoH zu machen. Aus dieser Gruppe heraus ist der Münchner Salon entstanden, der demnächst wieder stattfinden wird. Ich habe im Rahmen dieser Gruppe schon gesagt, dass ich glaube, dass es in München Bedarf für ein Art of Hosting Training gibt und wir etwas planen sollten. Zur gleichen Zeit haben Hanno Langfelder und Silvia Angel über ein AoH-Training im Hochschulkontext nachgedacht. So kamen wir drei 2013 zusammen und haben dann entschieden gemeinsam dieses Training zu planen.

Das Kernteam findet sich

Seit dieser Zeit sind wir – mit wechselnder Energie – daran, ein Training ins Leben zu rufen. Es steht bei uns ja keine Institution oder große Firma dahinter, d.h. wir machen das alle “nebenher”. Wir hatten im Laufe der Monate immer wieder verschiedene Zusammensetzungen des Kernteams. Mal kamen neue Menschen dazu, mal gingen sie aus unterschiedlichen Gründen wieder. Bis wir uns dann doch relativ stabil zu dritt fanden und blieben. Aber irgendwie spürten wir, es fehlt uns noch etwas, besser gesagt, jemand. Diese Jemand kam dann noch mit Anja Bauer vom UnternimmDich(-Kongress) dazu. Anja hat zwar bisher noch keine Erfahrung in Art of Hosting, dafür aber umso mehr damit, große Veranstaltungen zu planen. Dies gab uns dann den endgültigen Schwung, damit wir das Training auf die Schiene setzen konnten.

Der Veranstaltungsort

Ein großes Thema war, wo wir einen passenden Veranstaltungsort für das Training finden. Jeder, der schon mal Seminare oder Trainings veranstaltet hat, weiß, dass man da teilweise bis zu einem Jahr Vorlauf braucht um etwas Passendes zu finden, das nicht schon frühzeitig ausgebucht ist. Vor allem wollten wir ein “großes” Training veranstalten. Unser Wunsch war ein Training mit 40 bis 80 Personen durchzuführen, denn in dieser Größenordnung wird es dann spannend, wenn man Großgruppenmethoden anwenden will. Wir sind nach langer Suche dann zum EineWeltHaus gekommen. Es ist für mich nicht ideal, weil es keine Übernachtungsmöglichkeit direkt im Haus gibt. Ich hätte gerne eine All-In-Lösung gehabt, da ich so die Erfahrung des Trainings für alle intensiver finde. Aber für die Zeit, die wir hatten, ist es jetzt eine gute Lösung.

Die einladende Frage

Der zweite wichtige Punkt ist es, eine wirklich einladende Frage zu finden, die Menschen begeistert und den Raum öffnet. Wir haben 2013 damit begonnen, die Frage/das Thema zu definieren. Manche Leute im Kernteam haben neue Aspekte in die Frage eingebracht und nachdem sie gegangen sind, haben diese auch teilweise wieder an Kraft verloren. Manches ist geblieben. Wir haben uns immer wieder getroffen und an der Fragestellung gefeilt. So sind wir dann letztlich in einem intensiven Brainstorming im Oktober 2014 zu unserem Thema gekommen: “Wie gestalten wir co-kreatives Lernen für wirksames Handeln?” Und dazu gibt es natürlich auch noch einen erklärenden Text. Das ist alles in der Einladung nachzulesen. Ein wesentlicher Aspekt von Art of Hosting ist ja auch die Kunst, gute Fragen zu stellen. Auch das wird Teil des Trainings sein.

Es gab viele offene Punkte und organisatorische Fragen, die sich erst im Laufe der Zeit ergeben haben: Wer ist eigentlich der Veranstalter? Wie rechnen wir ab? Mit oder ohne Mehrwertsteuer? Welcher Preis ist angemessen? Wie sollen sich die Leute anmelden? … Viele Fragen, die wir dann immer wieder gemeinsam diskutiert und gelöst haben. Ein Training zu veranstalten ist auf jeden Fall auch eine Learning Journey!

…und das Hosting Team

Inzwischen hatte sich auch das Hosting-Team gefunden und formiert. Wir haben versucht, dass wir Menschen als Hosts einladen, zu denen wir alle ein klares Ja sagen können. Das Kernteam ist der “Caller” (der oder die, die den Ruf verspüren und dem Impuls folgen) und der Organisator, das Hosting-Team ist Gastgeber während der Veranstaltung. Neben drei “Stewards” (erfahrene Praktizierende des Art of Hosting, die das Wesen von AoH verinnerlicht haben) haben wir auch drei “Apprentices” (Lernende, die noch neu im Art of Hosting sind) gefunden, die uns unterstützen um den Raum für eine solch große Gruppe zu halten. Das Schöne dabei ist, dass alle drei schon viel Erfahrung mit Hosten von Gruppen haben, so dass es für uns sicher eine große Unterstützung sein wird. Hier lässt sich sehr schön erkennen, wie sich die “Acht Atemzüge des Prozessdesigns” wiederfinden. Für alle, die das nicht kennen: auch das ist Teil eines Patterns, das während des Trainings gelehrt wird.

Was macht denn so ein Training?

Viele, die Art of Hosting nicht kennen, fragen mich: “Was macht denn so ein Training?” “Gibt es ein Zertifikat?” Da Art of Hosting auf der Open-Source-Idee basiert und es keine Organisation gibt, die es “besitzt”, kann es auch kein Zertifikat geben. Es wird eine Teilnahmebestätigung geben. AoH lebt von der weltweiten Community. Diese lebt und erweitert Art of Hosting und jeder in der Community wendet es ein wenig anders an oder setzt andere Schwerpunkte. Wenn man ein Training gemacht hat, dann ist das sozusagen die Eintrittskarte zur Community. AoH umfasst so viele verschieden Aspekte von der Philosophie über Patterns bis hin zu den verschiedensten Methoden der Partizipation, Selbstorganisation und Großgruppenarbeit, dass man das in drei Tagen gar nicht alles lernen kann. Das Training soll die Haltung oder – wie es auch genannt wird – die DNA von Art of Hosting vermitteln und erste Einblicke geben, wie man Großgruppenmethoden anwenden kann. Das Training selbst ist ein “Mitmach”-Training; man erlebt praktisch, wie man z.B. einen OpenSpace hostet oder wie Harvesting (die Kunst des Erntens) gehen kann. Es gibt im Training neben den verschiedenen Methoden auch Teachings, die die eben erwähnten Aspekte den Teilnehmern und Teilnehmerinnen näher bringen.

Und nach dem Training?

Und wenn man sich entschließt, es anschließend anzuwenden, dann kann man Teil der Community werden. Dort bekommt man Rat und Unterstützung für die tägliche Praxis. Wie diese Community funktioniert, wird auch im Training vermittelt. Und man lernt natürlich in der Praxis, wenn man mit anderen, schon erfahrenen Hosts, zusammen arbeitet. Ein zentraler Grundsatz des AoH ist: “Never host alone!”, also ist diese Zusammenarbeit und Austausch ein zentraler Punkt für die eigene Praxis und das eigene Lernen. Das Training ist sozusagen der Startschuss auf dem Weg des Künstlers, in der Kunst, ein guter Gastgeber zu sein.

Was für mich wichtig ist und etwas, womit sicher viele kämpfen werden, ist, dass es wenig Möglichkeiten gibt, das Gelernte dann auch in der eigenen Umgebung mit einer Grossgruppe anzuwenden. Diejenigen, die im Bereich der Moderation oder Personalentwicklung tätig sind, haben es da einfacher. Vielleicht gibt es ja auch noch andere Möglichkeiten, die Praxis zu lernen? Das finde ich ein spannendes Thema, wie wir es als Community ermöglichen können, dass mehr Leute praktische Erfahrung im Hosten bekommen können. Vielleicht hast Du ja eine Idee dazu?

Für unser Training ist der Wunsch, dass viele Studentinnen und Studenten teilnehmen können, die AoH vielleicht in ihrem universitären Kontext anwenden können. Außerdem ist es sicher eine gute Voraussetzung, wenn man nicht nur allein, sondern mit mehreren Kollegen von der gleichen Organisation kommt. Dann hat man schon ganz andere Bedingungen, es mal im beruflichen Umfeld in einer Situation einzubringen.

Weitere Infos und die Anmeldung zum Training gibt es hier.

Ich freu mich schon auf das Training und wünsche mir, dass es ein guter Start für eine lebendige Community in Süddeutschland oder vielleicht sogar ganz Deutschland wird.

Eine Community, in der wir gemeinsam Räume für gute Gespräche schaffen,

Thomas

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