Die zehn gravierendsten Veränderungen, die Art of Hosting in mein Leben gebracht hat

Du leitest selbst Meetings und willst diese verbessern? Und jetzt überlegst du selbst, auch ein Art of Hosting-Training zu besuchen und Host zu werden oder – so du das schon hinter dir hast – mehr zu hosten? Das ist wunderbar und eröffnet ganz neue Arbeitsfelder. Deine Intervention kann das Leben vieler Menschen verbessern. Aber: Art of Hosting macht noch mehr: Es greift in deinen Lebensstil ein und verändert dein Leben. Was es mit mir gemacht hat, davon handelt dieser Blogpost. Lies und überleg, ob du das auch willst 😉

Nach mehreren Jahren Erfahrung, Knirschzonen und begeisterten Klienten sowie viel Austausch mit anderen Hosts in Europa und darüber hinaus merke ich immer mehr: Es hat nicht nur diese berufliche Dimension, nein, Art of Hosting verschiebt auch im Persönlichen so einiges. Wenn du also auf der Suche nach einem weiteren beruflichen Standbein auf AoH gestoßen bist, sei gewarnt: Es verändert nicht nur das Berufliche. Es kann weit darüber hinaus Auswirkungen haben.

Hier eine Aufzählung, was sich bei mir getan hat, seit ich damit unterwegs bin.

1. Ich halte inhaltsleeren Smalltalk immer schlechter aus

Seit ich selbst – als Host und als Teilnehmerin – immer wieder erlebt habe, in welcher Tiefe und Weite sich gute Gespräche bewegen können und was für ein Genuss das ist, das auch bewusst anzustoßen, seither gebe ich mich nicht mehr so leicht mit weniger zufrieden. Gute Gespräche sind für mich etwas, das mich nährt. Sie öffnen den Horizont, bringen neue Einsichten, stoßen wesentliche Entwicklungen an, zapfen meine Kreativität an und befriedigen mein menschliches Bedürfnis nach Verbundenheit und Austausch.

Lande ich dennoch in Situationen, in denen Unterhaltungen flach dahin plätschern, so beobachte ich, dass ich versuche, das Gespräch auf eine andere Ebene zu bringen und dies vor allem mit Fragen. Oder ich klinke mich aus, wenn nichts möglich ist. Das kann Bekanntschaften kosten, ja, das geb ich zu. Dafür zieht es auf der anderen Seite Menschen an, die einen ehrlichen Dialog schätzen, zuhören können und Fragen aushalten. In dieser Hinsicht bin ich definitiv anspruchsvoller geworden.

2. Die, die da sind, sind immer die Richtigen

Dieser einfache Grundsatz, der aus dem Open Space kommt und zu einem allgemeinen Grundsatz von Art of Hosting wurde, erleichtert das Leben ungemein – sei es bei privaten Einladungen, in meinen Yogastunden, meiner Arbeit mit Ringana, in Freundschaften – kurz: einfach überall.

Es ist sinnlos, jenen nachzuhängen, die nicht gekommen sind. Wenn ich mich damit beschäftige, zieht das der Situation Energie ab und mindert die Qualität des Augenblicks, meines Augenblicks. Kann ich jedoch diesen Zugang inhalieren, dann schätze ich die Anwesenden umso mehr und trete mit ihnen in Kontakt, bin präsent und konzentriert. Am Ende einer Begegnung, einer Veranstaltung, eines Gesprächs stellt sich dann heraus, dass dieser Satz seine Richtigkeit hat: Es waren genau die richtigen Menschen, damit das, was passiert ist, möglich war.

3. Ich arbeite auch, wenn ich nicht arbeite: Selbsthosting ist Teil der Praxis

Uns selbst Gastgeber und Gastgeberin zu sein, ist ein mächtiges Werkzeug, das ich erst im Laufe der Zeit wirklich erkannt habe. Und es steht im Art of Hosting gleichberechtigt neben Hosten von Gesprächen für andere. Was das für den einzelnen konkret heißt, muss jeder für sich heraus finden. Es kann viel sein – von Neinsagen bis zu Yoga, von einem Bier mit Freunden bis hin zu einem Spaziergang. Ich schreibe diesen Artikel auf meiner Terrasse in der Sonne. Ich bin eine Sonnenanbeterin, daher ist es das Beste, was ich in diesem Moment für mich selbst tun kann.

Ich hoste ja gar nicht, stimmt daher nicht. Ich arbeite einfach daran, dass mein Hauptwerkzeug – ich – gepflegt und geschärft wird. Keine Bildhauerin kann mit stumpfen Werkzeugen leicht und behände arbeiten. Selbsthosting ist daher unbedingter Teil der Arbeit, dem wir in der täglichen Arbeit oft nicht ausreichend Platz einräumen.

Dieser Grundsatz kann mit Blick auf die große Unzufriedenheit mit vielen Arbeiten, die Burn-outs und sonstigen Krankheiten etc. revolutionär wirken. Stellen wir uns doch vor, wir würden alle gut auf uns und unsere Körper schauen? Was hieße das für unser berufliches Umfeld, was für die Arbeit und wie würde unsere Gesellschaft dann aussehen?

4. Co-Kreation als Grundeinstellung

Ich merke mehr und mehr, dass ich in einem co-kreativen Prozess mit anderen am besten funktioniere. Wenn ich in Meetings gehe, kann ich sicher sein, dass in der Co-Kreation das geschaffen wird, was uns weiter bringt. Manchmal – und das muss ich ehrlich zugeben – fühle ich mich am Anfang ziemlich planlos. Und doch ist da das Vertrauen und die Gewissheit, dass ein Prozess in Gang kommt, der zu einem guten Ergebnis führt. Das passiert, indem ich aufbaue auf das, was andere sagen. Und dass andere wiederum durch das inspiriert werden, was ich einbringe. Am Ende zählt das Ergebnis und es ist egal, von wem welcher Input gekommen ist.

Für unser Ego kann es eine Herausforderung sein, nicht mehr alleine seinen Namen auf Projekten und Ergebnissen zu sehen. Das geb ich zu, aber es ist entspannter und die Ergebnisse gehaltvoller und nachhaltiger.

5. A leader in every chair

Das hängt mit dem vorigen Punkt zusammen und baut auf ihn auf: Wir alle haben was beizutragen, wir alle haben in Teilbereichen Expertise, auf die wir nicht verzichten können. Wenn wir die Führungsqualität in jeder und jedem sehen, dann heißt es auch, allen den entsprechenden Raum einräumen, damit sie die Führungsverantwortung in den entsprechenden Momenten wahrnehmen können. Das heißt auch, dass ich mich zurücklehnen kann, wenn meine Tochter dies tut, wenn meine Yogaschüler dies tun, wenn Freundinnen übernehmen.

Es heißt, in diesem Moment bewusst einen Schritt in die zweite Reihe machen und sich auch führen lassen. Andererseits heißt es auch, in dem Moment, in dem ich vorne stehe, das Wort ergreife oder sonst wie führe, dies bewusst zu tun und dann meine Rolle und den Platz auszufüllen.
Daraus ergibt sich natürlich auch Verantwortung. Als Leader möchte ich meine Rolle ausfüllen, ich möchte den Platz, den ich bekommen hab, ausfüllen.

6. Weniger Möglichkeiten, andere verantwortlich zu machen

Wenn man immer wieder die Möglichkeit bekommt, sich einzubringen, wird es einfach schwerer, andere für etwas verantwortlich zu machen, dass manchen Themen unter den Tisch fallen oder sonst irgendetwas nicht passiert. Ich kann es ja tun. Natürlich verlangt das immer wieder einen mutigen Schritt aus der Komfortzone, in der wir es uns nur zu gerne gemütlich machen.

Diese Einstellung schwappt im Laufe der Zeit über auf andere Bereiche, nicht nur gehostete Meetings und Veranstaltungen. Es wird klar, dass wir uns überall einbringen können und dass die Nachteile meist nur in unserer Vorstellung überwiegen. Die Situationen, in denen Chefin, Wetter oder der verbrannte Toast an etwas schuld sind, werden weniger. Der Rückzug auf eine Opferposition ist nicht mehr so leicht möglich, ich erkenne, dass ich Akteurin und Verantwortliche bin.

7. Ist der Purpose unklar, lege ich mich lieber in die Hängematte

Bei AoH starten wir immer vom Purpose aus: Was ist der Sinn und Zweck dessen, was wir hier tun? Was bringt uns dazu, eine Arbeit, einen Prozesse, was auch immer zu starten? Das ist ausreichend zu klären, bevor wir starten.

Und diese Frage nehme ich mittlerweile in viele andere Bereiche mit. Überall bringt diese Frage, die vorab zu klären ist, eine andere Qualität und Tiefe in das, was wir tun. Lässt sich das nicht ausreichend klären, seh ich keinen Sinn darin, etwas zu tun. Dann lege ich mich lieber in die Hängematte und genieße die Zeit.

 

8. Fragen sind wichtiger als Antworten und Zuhören ist Gold

Als Journalistin und Mediatorin war das irgendwie eh immer klar, Art of Hosting praktiziert es aber in einer viel tieferen Form und lässt Fragen viel länger stehen und wirken und praktiziert das Zuhören in einer wundervollen Form. Vor allem im Journalismus zielen die Fragen oft leider nur auf Fakten und wünschen sich Argumentation. Das bleibt dann sehr an der Oberfläche und holt aus einem Gespräch nicht das heraus, was möglich sein könnte.

Der Stellenwert von Fragen erklärt auch, warum wir uns für deren Formulierung so viel Zeit nehmen. Das ist oft für nicht so geübte Hosts unverständlich und unerklärlich – und war es für mich am Anfang auch. Jetzt weiß ich aber, dass sich das auszahlt und praktiziere es auch in ganz alltäglichen Gesprächen.

Und nach dem Fragen kommt das Zuhören. Auch das lässt sich in jedem Gespräch praktizieren. Noch immer das beste Modell dafür, das mir die Augen (und Ohren) geöffnet hat, ist jenes der vier Ebenen des Zuhörens von Otto Scharmer. Darüber habe ich auch hier schon geschrieben.

9. Der Horizont wird weiter

Art of Hosting ist ein weltweites Netzwerk von Menschen, die in diesem Geist arbeiten. Landesgrenzen sind da schnell überwunden. Die Tatsache, dass diese Zugänge weltweit funktionieren, zeigen mir, dass es einen Teil in uns Menschen gibt, der jenseits von Ländern, Kontinenten und Kulturen uns allen gemeinsam ist. Dort anzuknüpfen, ja das öffnet meiner Ansicht nach ungeahnte Möglichkeiten und gibt Hoffnung angesichts der manchmal übergroß scheinenden Fragestellungen. Wenn AoH und das, das was es speist, überall funktionieren, dann heißt das wohl, das es etwas berührt, das so etwas wie allgemeingültig für uns Menschen und das Zusammenleben ist.

10. Ganzheitlich kommunizieren

Durch Art of Hosting hab ich noch mehr gelernt, meiner Intuition zu vertrauen und sie als gleichwertiges Werkzeug neben Intellekt, Wissen und Logik zu sehen. Mein Bauchgefühl ist eines meiner wichtigsten Werkzeuge für Arbeit und Leben geworden. Ich bin mehr in meinem Körper und kommuniziere mit ihm. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen, ich merke, dass ich da immer wieder in neue Ebenen vorstoße.

 

Soweit also eine Liste von  Veränderungen, die ich an mir bemerkt habe. Gibt es aus deiner Erfahrung etwas zu ergänzen? Dann mach das gerne in den Kommentaren unten.

Lasst uns gemeinsam Räume für gute Gespräche schaffen,

Ilse

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