Wirkliches Zuhören als eines der größten Geschenke

Gute Gespräche, die wir mit der Kunst des Gastgebens anstreben, brauchen beide Seiten: Bewusstes Sprechen und wirkliches, tiefes Zuhören. Beide Seiten tragen dafür Verantwortung und zum Gelingen bei. Dieses Spiel zwischen Sender und Empfänger hat natürlich viele Facetten und Ebenen. Aus meiner Erfahrung als Mediatorin kann ich sagen, dass für mich  gelungene Kommunikation, in der sich Menschen gegenseitig wirklich verstehen und das volle Potenzial eines Gesprächs ausschöpfen, immer noch einem Wunder gleicht. 

Was Zuhören verhindert

Thomas hat mich auf einen guten TED-Talk von Julian Tresure aufmerksam gemacht. Tresure zählt hier eine Reihe von Verhaltensweisen in Gesprächen auf, die dazu führen, dass unser Gegenüber nicht zuhört. Neben Tratschen und Bewerten zählt er dazu auch, Dinge negativ zu sehen, sich über alles Mögliche zu beschweren, Entschuldigungen, Übertreibungen und das Verkünden von Dogmen. Sobald wir in einer dieser Kategorien sprechen, wird es für unseren Gesprächspartner schwer bis unmöglich zuzuhören. Meist verlieren wir ihn dann auch bald.

Wie kann Sprechen gelingen?

Als Gegenstrategie und Weg zu gelungenem Sprechen identifiziert Tresure folgende Punkte:

1. Ehrlichkeit: klarer und direkter Ausdruck

2. Authentisch sprechen

3. Integrität im Sprechen

4. Liebe oder es zumindest gut mit den Zuhörern zu meinen.

Zuhören

Ein gutes Gespräch zu führen, so wie wir es im Art of Hosting anstreben, das gelingt nur, wenn auch der zweite Teil neben dem Sprechen Tiefe hat: das Zuhören. Wenn mir jemand wirklich zuhört und ich danach das Gefühl habe, verstanden worden zu sein, ist das für mich eines der größten Geschenke. Das Tüpfchen auf dem I ist es, wenn mir im Gespräch ein Licht aufgeht und ich Neues entdecke, das mir vorher nicht klar war. Dann entsteht in mir ein freudvoller und ruhiger Moment und eine innere Tür geht auf.

Vom Downloaden zum schöpferischen Hören

Für Otto Scharmer ist Zuhören eines der Schlüsselelemente, damit Führung und Innovation in Zukunft funktionieren kann. Er hat unterschiedliche Ebenen des Zuhörens herausgearbeitet. Einen guten Überblick darüber gibt er in diesem Video. Scharmer identifiziert folgende vier Stufen:

1. Downloaden

Dabei hören wir beim Zuhören die Dinge, die wir eh schon wissen oder glauben und suchen im Gehörten eine Bestätigung dafür.

2. Faktisches Hören

Dabei geht es um neue Fakten, die in dem auftauchen, was wir hören. Wir nehmen also Unterschiede war und identifizieren Widersprüche. Der Austausch von Fakten wird zum Beispiel in der Wissenschaft angewandt oder in der politischen Diskussion oft zelebriert: Es geht darum, wer die besseren Argumente hat. Wir öffnen unseren Verstand.

3. Empathisches Zuhören

Dieses braucht ein offenes Herz, begeben wir uns doch auf dieser Stufe ins Hineinspüren in den Anderen. Wir versuchen, uns in die Situation des Gegenübers zu begeben, sozusagen in seinen oder ihren Schuhen zu gehen. Scharmer sagt, es geht darum, “in den Ort, von dem jemand spricht, hinein zu spüren”.

4. Schöpferisches Zuhören

Auf der letzten Stufe öffnen wir uns der Wahrnehmung dessen, was gerade neu in die Welt kommen will. Wie in einem guten Coaching geht es darum, dass wir uns mit den zukünftigen Möglichkeiten unseres Weges verbinden. Als Kriterium, ob wir uns wirklich auf dieser Stufe befinden, nennt Scharmer die Frage: “Bin ich noch dieselbe Person? Bin ich näher daran, wer ich wirklich bin?” Im online Coaching Circle, der Teil des U.Lab online Kurses ist, kommen wir regelmäßig zu diesen wundervollen Momenten.

Art of Hosting als Ort für empathisches und schöpferisches Hören

Bewusstes Sprechen und Zuhören sind Kernelemente von Art of Hosting. Alles, was wir an Drumherum schaffen, dient einzig und allein dazu, optimale Bedingungen dafür anzubieten. Sprechen und Zuhören nehmen aber auch große Teile in unserem täglichen Leben ein. Deshalb sind diese Tipps und Anregungen hier tagtäglich und jederzeit anwendbar. Im Rahmen des oben erwähnten online Kurses gibt es auch ein Tool auf der Homepage, in dem wir täglich unsere Hörerfahrungen eintragen und auch eine kleine Geschichte erzählen, die wir dann selbst in die vier Stufen des Hören einordnen. Vielleicht willst du ja auch über einen kürzeren oder längeren Zeitraum einen besonderen Blick auf deine Gespräche haben und täglich solche Erfahrungen notieren?

Viel Freude mit gelungenem Sprechen und Zuhören,

lasst uns gemeinsam Räume für gute Gespräche schaffen,

Ilse

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